Während einer digitalen Sitzung des Vorstands des Vereins im November 2020 beschloss der erweiterte Vorstand einstimmig, eine Ehrung für herausragendes Engagement in der Archäologie, der Heimatforschung und der Denkmalpflege zu initiieren und diesen Preis, der fortan Friedrich-Brinkmann-Archäologiepreis heißen sollte, auszuloben. Im Jahr 2021 begann die Umsetzung des Beschlusses. Durch den Vorstand konnte nicht nur die Deutsche Stiftung Denkmalschutz als Förderin geworben werden, sondern auch der Landrat des Mühlenkreises Ali Doğan und die Deutsche Gesellschaft für Kulturgutschutz e.V. als ideelle Unterstützende des Preises gewonnen werden.
Über einen Mitte 2021 eingereichten Förderantrag bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wurde schließlich im Dezember 2021 positiv entschieden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz übernimmt die Kosten für die Prägung der Medaillen, die den Preisträger*innen im Zuge der Preisverleihung übergeben werden.
Mit dem Friedrich-Brinkmann-Archäologiepreis soll an die Verdienste des Denkmalpflegers Friedrich Brinkmann erinnert und vor allem herausragendes Engagement auf den Gebieten
- der Archäologie
- der Heimatforschung
- der Vermittlung des Denkmalschutzgedankens
- der Förderung der Zusammenarbeit von amtlicher und bürgerlicher Bodendenkmalpflege
-vor allem im Kreis Minden-Lübbecke- gewürdigt werden.
Das Wirken Einzelner oder von Organisationen in der Archäologie oder Bodendenkmalpflege in Deutschland, welches einen hohen Beispielcharakter aufweist oder sich bis in den Mühlenkreis positiv auswirkt, kann ebenfalls mit dem Preis ausgezeichnet werden. Die Auszeichnung ist explizit nicht nur akademischen Wissenschaftlern vorbehalten, sondern richtet sich an alle Engagierten in den zuvor genannten Bereichen.
70mm im Durchmesser, 5mm dick, 148 Gramm reine Bronze. Die Medaille zum Friedrich-Brinkmann-Archäologiepreis.
Die Preisträger*innen erhalten eine Medaille im Etui samt gerahmter Verleihungsurkunde. Die Verleihungen sollen öffentlich und im Beisein des/der örtlichen Bürgermeisters/Bürgermeisterin, der Pressevertreter*innen, der Vertreter*innen des Vereins und der Vertreter*innen der Unterstützenden stattfinden.
Mit der Benennung des Preises soll auch dem ehemaligen Ortsheimatpfleger und ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Friedrich Brinkmann sen. aus Lahde ein ehrendes Andenken geschaffen werden. Die Hinterbliebenen Friedrich Brinkmanns wurden über das geplante Vorhaben informiert und haben der Benennung des Preises ebenfalls geschlossen und voller Stolz zugestimmt. Ein besonderer Dank gilt der Büsumer Pastorin und GeFBdML-Mitglied Ina Brinkmann, die hier die entscheidenden Absprachen mit der Familie Brinkmann übernommen hat.
Friedrich Brinkmann (links) im Gespräch während einer Grabung in Lahde oder Frille.
Geboren wurde Brinkmann am 4. November 1905 „Auf der Hackshorst“ (Stadt Bückeburg) nahe der Grenze zu seinem zukünftigen Schaffensbereich. Nach seiner Schulzeit erlernte er das Schuhmacherhandwerk.
Während er in den Wintermonaten als Schuhmacher arbeitete, war er von Frühjahr bis Herbst als Heringsfänger auf hoher See. 1933 legte er die Prüfung zum Steuermann ab und 1937 erhielt er das Kapitänspatent für die sogenannte „kleine Fahrt“. In den Kriegsjahren (1939-1945) diente er bis zu seiner Verwundung und französischer Kriegsgefangenschaft in der Kriegsmarine.
Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft kehrte er nach Lahde zurück und bestand 1948 die Prüfung zum Schuhmachermeister
um zwei Jahre später an der Bahnhofstraße in Lahde sein eigenes Schuhgeschäft zu eröffnen.
Sein Interesse an der Vorgeschichte und Archäologie weckten die Heimatpfleger Wilhelm Seele und Hermann Meyer. Sie führten ihn in die Geländearbeit ein und Brinkmann übernahm nach Ausscheiden der beiden die Arbeit als Lahder Ortsheimatpfleger und, vom Kultusminister eingesetzter, ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger. In den gut 30 Jahren seiner Tätigkeit beging er nahezu alle Geländeteile des „Amtes Windheim zu Lahde“. In Lahde entdeckte er in zehnjähriger Grabungszeit ein früheisenzeitliches Gräberfeld. Insgesamt konnten hier 332 Bestattungen dokumentiert werden.
Der ehemalige Kreisheimatpfleger Wilhelm Brepohl präzisierte in einer Gedenkschrift für Friedrich Brinkmann welche bleibenden Verdienste sich Brinkmann in den Jahren seiner Tätigkeit erworben hat:
„Es gibt nur wenige Geländeteile des früheren Amtes Windheim zu Lahde, die Friedrich Brinkmann nicht wiederholt begangen und überprüft hat, kaum einen Hausbau, eine Straßenausschachtung , eine Kiesgrube, die er nicht überwacht hat. Viele Helfer hat er dabei gewonnen, die er zu eigenen Beobachtungen und selbständigem Sammeln angeregt hat. Aus jeder Gemarkung des Amtsbezirkes hat er wichtige Neufunde erfasst und sie der Forschung zugänglich gemacht, vom Faustkeil der älteren Steinzeit aus Heimsen, der guterhaltenen Bronzelanzenspitze vom Typ Bagterp und der Klinge eines verzierten Bronzedolches vom Typ Sögel, beides Grabbeigaben der frühen norddeutschen Bronzezeit aus Bierde, bis zu der als Urne verwandten Bronzesitula vom rheinisch – tessinischen Typ aus der Latene -Zeit um 500 v . Chr . , gefunden in Döhren , um nur einige der bedeutendsten Funde zu nennen . Darüber hinaus hat Friedrich Brinkmann in vielen Jahren umfangreiche Grabungen mit Erfolg durchgeführt , die Grabungsmannschaften angeworben und geleitet , in einem Fall über 25 Wochen hin . Unter vielen anderen ist wohl sein bedeutendster Erfolg die Entdeckung des Begräbnisplatzes an der Talmühle in Lahde , des größten , der je im östlichen Westfalen unter¬ sucht worden ist , mit über 400 Bestattungen aus der mittleren und jüngeren Bronzezeit und der späten römischen Eisenzeit . In mühevoller , über einen Zeitraum von 10 Jahren sich erstreckender Grabungszeit ist auf diesem Platz am Rande der unteren Weserterrasse gegen die Talaue hin ein jungbronzezeitlich – früheisenzeitliches Gräberfeld aufgedeckt worden . In Hügelgräbern , die aber durch landwirtschaftliche Nutzung längst eingeebnet waren , fanden sich 332 Brandbestattungen , davon 280 Urnengräber und 52 Knochenlager . 40 Gräber hatten Einhegungen in Gestalt von Kreis – und Langgräben , vor allem 8 aber auch von „Schlüssellochgräben “ , die hier den östlichsten Punkt ihres bisher bekannten Verbreitungsgebietes markieren.“
Aus: Brepohl, Wilhelm; Friedrich Brinkmann zum Gedächtnis; Mitteilungsblätter des Mindener Heimatvereins
Friedrich Brinkmann sen. verstarb am 14. Juli 1980 an den Folgen eines schweren Verkehrsunfalls.
Die Familie Brinkmann gilt als eine „Dynastie der Geschichtsinteressierten“. Nicht nur Friedrich Brinkmann sen. hatte sich der Ur- und Frühgeschichte verschrieben und durch sein Wirken zu einem unter Archäologen anerkannten Experten gewandelt. Sein Sohn Werner Brinkmann hatte sich der Paläontologie verschrieben und tausende Funde zusammengetragen. Der ältere Sohn Friedrich Brinkmann jun., später Leiter der Realschule in Petershagen, hatte sich auch als Ortsheimatpfleger für die Aufarbeitung der Geschichte des Arbeitserziehungslagers in Lahde eingesetzt und seine Forschung unter dem Titel: „Das Arbeitserziehungslager Lahde 1943-1945“ publiziert. Heute befindet sich am ehemaligen Standort des Lagers in Lahde ein Denkmal in Form einer Säule und eines Gedenksteins. Am 11. März 2003 wurde das Grundstück durch die Stadt Petershagen in die Denkmalliste als Bodendenkmal eingetragen. Ina Brinkmann, die Enkelin von Friedrich Brinkmann sen., ist heute Pastorin in Büsum und ihrer Heimat immer noch verbunden, sie gehört der GeFBdML e.V. als Mitglied seit 2020 an.
Vorschlagsberechtigt ist Jedermann/Jedefrau. Eigenbewerbungen sind unzulässig. Die Bewertung der eingehenden Vorschläge erfolgt durch eine Prüfungskommission.
Vorschläge sind zu reichen an:
preis@gefbdml.de
oder postalisch an:
Friedrich-Brinkmann-Archäologiepreis
c/o GeFBdML e.V.
Förthofstraße 15
32469 Petershagen
Weitere Information über Friedrich Brinkmann sen. finden Sie hier :
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Brinkmann_(Denkmalpfleger)