Porta Westfalica-Costedt. Im Zuge des Citizen-Science-Projekts der GeFBdML e.V., zur Erkundung der ur- und frühgeschichtlichen Besiedlung von Porta Westfalica-Costedt, entdeckten Willi Köster und Daniel Bake einen auf den ersten Blick schlicht erscheinenden römischen Goldring mit einem auffallend kleinen Durchmesser. Gerade einmal 12 Millimeter Innendurchmesser weist der ca. 1,45 Gramm schwere Goldring auf. Vergleichbare Funde sind vor allem aus dem rheinländischen Landesteil von Nordrhein-Westfalen bekannt.
„Der Ring muss einem Baby oder Kleinkind gehört haben und könnte ein Geschenk zur Geburt eines Säuglings gewesen sein“, deutet Geschäftsführer der GeFBdML e.V. und Grabungstechniker Daniel Bake den Fund seines Vereinskollegen Willi Köster. Aufgrund des enormen Wachstums von Kindern im Kleinkindalter ist auch klar, dass das Kind den Ring nicht lange tragen konnte.
Weil es ein Fund aus dem Ackerhorizont ist, der mutmaßlich verlagert wurde, existiert zu dem Fund nahezu kein Kontext. Als Anhänger hätte man ihn weiterverwenden können. „Der Ring weise aber keine Spuren einer solchen Zweitverwendung auf.
Wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine Grabbeigabe handelt“, urteilt Bake. Die Säuglings- und Kindersterblichkeit war in der Römischen Kaiserzeit hoch. Wissenschaftler gehen davon aus, dass jedes dritte Kind im ersten Lebensjahr verstarb und nur zwei oder drei Kinder einer Familie das Erwachsenenalter erreichten.
Seit 2018 arbeitet unser Verein an dem Forschungsprojekt, welches ausschlaggebend für eine Vielzahl archäologischer Neuentdeckungen ist. Auslöser dafür war das 1989 erschlossene Gräberfeld der jüngeren Römischen Kaiserzeit in Costedt und die Lokalisierung der zum Bestattungsplatz gehörenden Siedlung. Davon ausgehend, dass das Gräberfeld gemeinsam von zwei Hofgemeinschaften genutzt worden ist, die, nebenbei bemerkt, beide einer lokalen sozialen Führungsschicht angehört haben, lautete die zentrale Fragestellung der Untersuchung: Wo befanden sich die beiden Hofstellen dieser Siedler aus der jüngeren Römischen Kaiserzeit?
Die umliegenden, landwirtschaftlich genutzten Flächen werden nach Rücksprache mit den Eigentümern und der Denkmalbehörde systematisch nach Spuren einer Nutzung im Kontext mit dem Gräberfeld untersucht. Das erhoffte Fundspektrum dieser Flächen soll Rückschlüsse auf die Besiedlung und Nutzung der Flächen in der Ur- und Frühgeschichte – mit Hauptaugenmerk auf die jüngere Römische Kaiserzeit – ermöglichen. Aus den Ergebnissen der ersten Begehungen hat sich auch schon eine längerfristige Betreuung durch den Verein ergeben, so dass regelmäßig weitere Artefakte, die eine Datierung der Fundstelle ermöglichen, geborgen werden können.
Strenggenommen liegt die Fundstelle allerdings gar nicht in Costedt, sondern auf dem heutigen Gebiet von Holzhausen I, welches westlich an das zu untersuchende Gebiet grenzt. Diese zeitgenössischen Grenzen können zumindest nicht die Forschung vor Ort eingrenzen, denn nur durch den Blick über den Tellerrand werden Funde wie der hier vorliegende erst möglich.
Erstaunlicherweise wurde in der unmittelbaren Nähe des güldenen Neufunds in Costedt schon im Jahr 2021 ein Fund gemacht, der zum einen ebenfalls aus Gold besteht, und somit auf einen gewissen Reichtum der Menschen in der Römischen Kaiserzeit vor Ort und zum anderen auch auf die Existenz kaiserzeitlicher Gräber hinweist.
Bei dem Fund von 2021 handelt es sich um eine römische Goldmünze aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Geprägt wurde die Münze unter dem oströmischen Kaiser Constantius II. (337-361 n. Chr.) in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts (zwischen 355 bis 361 n. Chr.) in Aquileia. Die Stadt Aquileia liegt etwa zehn Kilometer von der Lagune von Grado am Golf von Triest entfernt.
Auf der Vorderseite der Münze, einem sogenannten Solidus, ist das Porträt Constantius II. abgebildet, zusammen mit der Umschrift FL IVL CONSTAN – TIVS PERP AVG, also: Flavius Iulius Constantius Perpetuus Augustus, seinem vollständigen römischen Namen als Augustus. Das Bildnis auf der Münze zeigt Constantius mit einem Perlendiadem, einem Paludamentum (römischer Feldherren- und Soldatenmantel) über dem Brustpanzer, einer Scheibenfibel an der rechten Seite der Schulter und dem Blick nach rechts. Constantius II. war ein Sohn Konstantins des Großen und nach dessen Tod ab 337 Kaiser im Osten des Römischen Reiches. Seit 353 war er nach dem Tod seiner Brüder und der gewaltsamen Beseitigung eines Usurpators (eine Person, die widerrechtlich die Gewalt im Staat an sich reißt), der einzige Augustus im gesamten Römischen Reich bis zu seinem Tode im Jahre 361.
„Wie bei der Münze seinerzeit, so aktuell beim Goldring, wissen wir nicht mit Bestimmtheit, wie und warum die Artefakte nach Costedt und letztlich in den Boden gelangten. Wahrscheinlich ist dies aber mit einer Besiedlung in Verbindung zu bringen, die sich auf der Fundstelle oder um diese herum befand und in der – geht man nach der aktuellen Fundlage – mindestens vom 1. bis 4. Jahrhundert n. Chr. Menschen lebten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich bei dem Ring wie bei der Münze um eine Grabbeigabe handelt“, interpretiert Daniel Bake die Funde vorläufig. Diese Vermutung oder These könnte nur eine archäologische Untersuchung, beziehungsweise eine Ausgrabung oder Prospektion vor Ort „…bestätigen oder entkräften…“, meint Bake, Mitarbeiter auf diversen archäologischen Ausgrabungen in Westfalen, Niedersachsen und Bayern.
Der Goldring liegt aktuell der LWL-Archäologie für Westfalen als zuständigem Fachamt für die Bodendenkmalpflege vor und wird dort weiter untersucht und erfasst.
„Es gilt jetzt, die Einschätzung der Mitarbeitenden der LWL-Archäologie für Westfalen abzuwarten, die sicherlich den wissenschaftlichen Wert des Fundes beurteilen werden, denn der monetäre Wert interessiert unseren Verein und uns als Forschende wenig“, erläutert Bake.
Der Goldring ist ohne Frage ein kostbares Stück. Das Goldgewicht von 1,45 Gramm ist ungefähr vergleichbar mit einem Drittel eines Solidus, einer wie oben beschriebenen spätantiken Goldmünze. Der zeitgenössische Goldwert des Rings in der Römischen Kaiserzeit war vergleichsweise hoch, er entspricht etwa 16 Prozent des monatlichen Einkommens eines Legionärs im 3. Jahrhundert. Das Kind muss ergo zu einer wohlhabenden Familie gehört haben.
„Natürlich wäre es schön, wenn der Ring an uns zurückgeht und wir diesen für Porta Westfalica sehr interessanten Fund den Menschen auch vor Ort präsentieren können“, sagt Willi Köster.
„Vorausgesetzt, dass er nicht aufgrund seiner wissenschaftlichen Bedeutung per Gesetz zum Landeseigentum wird oder man unser Ansinnen zumindest von Seiten der LWL-Archäologie für Westfalen aktiv unterstützt“, ergänzt Bake.
Weitere Funde der Forschungsarbeit sind unter anderem zwei zusammen gehörige Orakelstäbchen aus einer Kupferlegierung.
Diese Stäbchen dienten in der Antike der schicksalsgeleiteten Entscheidungsfindung, ähnlich dem Wurf einer Münze. Sie finden sich hauptsächlich in den Niederlanden und Nordwestdeutschland. Auch hier ist unklar, in welchem Zusammenhang die beiden Artefakte in den Boden gelangten, auch hier ist ein Zusammenhang mit Bestattungen denkbar und bei anderen vergleichbaren Funden belegt.
An dieser Stelle wollen wir allen Beteiligten des Forschungsprojekts, hier vor allem den Grundstückseigentümern, Pächtern und dem Ortsheimatpfleger Ulrich Dörjes danken!
Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren.
EINSTELLUNGENAKZEPTIERENNotwendige Cookies sind für die ordnungsgemäße Funktion der Website unbedingt erforderlich. Diese Kategorie enthält nur Cookies, die grundlegende Funktionen und Sicherheitsmerkmale der Website gewährleisten. Diese Cookies speichern keine persönlichen Informationen.
Alle Cookies, die für die Funktion der Website möglicherweise nicht besonders erforderlich sind und speziell zur Erfassung personenbezogener Daten des Benutzers über Analysen, Anzeigen und andere eingebettete Inhalte verwendet werden, werden als nicht erforderliche Cookies bezeichnet. Es ist obligatorisch, die Zustimmung des Benutzers einzuholen, bevor diese Cookies auf Ihrer Website ausgeführt werden.
Der studierte Geologe steht dem Verein seit Mitte 2023 als wissenschaftlicher Beirat ehrenamtlich zur Verfügung. Alle Fragen rund um die Themen Geologie und Paläontologie fallen in seinen Tätigkeitsbereich. So steht dem Verein – mit seiner Ernennung – nicht nur ein ausgezeichneter Fachmann bei geologischen und paläontologischen Fragestellungen zur Seite, auch Bürger und Bürgerinnen können sich beispielsweise bei Fragen zu Fossilien oder Mineralien vertrauensvoll an Herrn Benn wenden. Diese Anfragen werden rein ehrenamtlich abgearbeitet.
Marc Redeker steht dem Verein seit Anfang 2023 als Fotograf und Kameramann zur Verfügung.
Technischer Leiter des Vereins ist seit Mitte 2022 Robert Ludwig aus Petershagen.
Seit 2021 ist er ehrenamtlich für die Technik der Dauerausstellung in Porta Westfalica-Barkhausen zum Fundplatz „Im Römerlager“ und zur Archäologie in Porta Westfalica allgemein verantwortlich und aktuell mit dem Aufbau der Ausstellung zur Sammlung des ehemaligen Bodendenkmalpflegers Friedrich Brinkmann´s und der Pflege und Neuanschaffung des Vereinsinventars betraut.
Im Dezember 2022 wählte die Mitgliederschaft des Vereins Herrn Wingender, während der Jahreshauptversammlung 2022 auf dem Lusebrink in Neuenknick, zum ersten Vorsitzenden des Vereins. Er folgte Herrn Friedhelm Raute in das Amt, der seinen Vorsitz aus persönlichen Gründen abgab.
Seit Juli 2021 koordiniert der 1955 geborene Ortsheimatpfleger von Döhren, ehrenamtlich die Tätigkeiten der „Arbeitsgruppe Sammlung F. Brinkmann“ im Archiv der Stadt Petershagen in Neuenknick. Als Mitglied gehört er der Gesellschaft zur Förderung der Bodendenkmalpflege im Kreis Minden-Lübbecke e.V. seit 2019 mit der Mitgliedsnummer 13 an.
Der studierte Diplom-Verwaltungsbetriebswirt aus Döhren war bis April 2019 bei der Deutschen Bundesbahn bzw. Deutsche Bahn AG beschäftigt, zuletzt als Personalleiter bei der DB Netz AG im Regionalbereich Nord. Persönliche Schwerpunkte neben der Kerntätigkeit: Nachwuchsmanagement, Changemanagement, Coaching, Kommunikation, Moderation, Diversity, Generationenmanagement und Konfliktmanagement.
Die Liste seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten ist lang vom Geschäftsführer des TuS Döhren 1964 e. V. (bis 1996), über die Organisation des Döhrener Entenrennens bis 2016, zum ehrenamtlichen Richter beim Arbeitsgericht Bremen (bis 2018).
Aktuell hat er das Amt des Ortsheimatpflegers in Petershagen-Döhren (seit 2016) inne. Er ist seit 2019 Mitarbeiter im Stadtarchiv der Stadt Petershagen und von 2020 an Schriftführer in der Seniorenvertretung der Stadt Petershagen.
Für seine Verdienste um die GeFBdML e.V. erhielt er 2021 die Verdienstmedaille des Vereins. Er ist 2022 mit der Ehrenamtskarte des Landes Nordrhein-Westfalen für seine ehrenamtliche Tätigkeit in der Bodendenkmalpflege ausgezeichnet worden.
Unsere gewählte Pressesprecherin ist seit Dezember 2022 die Erzieherin aus Heimsen, ist Frau Karin Höhle gefolgt, die das Amt aufgrund privater Umstände abgeben wollte.
Für ihre Verdienste um die GeFBdML e.V. und ihre Bemühungen zur Aufarbeitung der Sammlung Friedrich Brinkmann´s erhielt sie 2022 die Verdienstmedaille des Vereins.
Zweiter Vorsitzender und Geschäftsführer ist seit Dezember 2018 Daniel Bake. Bake ist seit 2012 freiwillig in der Archäologie im Mühlenkreis tätig. Im Kreis Minden-Lübbecke arbeitete er auf der Grabung 2018 in Petershagen-Wietersheim „Auf der Bult“ als Assistent der Grabungsleitung. Er war bis Ende 2020 hauptamtlich bei archäologischen Fachunternehmen in Westfalen, Niedersachsen und Bayern als Grabungstechniker, Grabungsassistent oder Grabungsfacharbeiter beschäftigt. 2021 führte er eigenverantwortlich, behördlich beauflagte (archäologische) Baubegleitungen durch.
Bis 2020 war er freiwilliger Mitarbeiter der LWL-Archäologie für Westfalen auf mehreren Bodendenkmälern im Kreis Minden-Lübbecke. Für seine herausragenden Verdienste um die GeFBdML e.V. erhielt er 2021 die Verdienstmedaille und Ehrenurkunde des Vereins. Er ist eines der Gründungsmitglieder des Vereins.
Seit 2021 ist er ehrenamtlicher Kurator der Dauerausstellung in Porta Westfalica-Barkhausen zum Fundplatz „Im Römerlager“ und zur Archäologie in Porta Westfalica allgemein.
Er ist 2022 mit der Ehrenamtskarte des Landes Nordrhein-Westfalen für seine ehrenamtliche Tätigkeit in der Bodendenkmalpflege ausgezeichnet worden.
Seit 2020 steht Ole Uecker dem Vorstand des Vereins als wissenschaftlicher Beirat zur Seite. Als Student der Ur- und Frühgeschichte an der Universität Hamburg, studentische Hilfskraft der Bodendenkmalpflege des Landkreises Harburg im Archäologischen Museum Hamburg (AMH), Mitglied der Arbeitsgruppe Praktische Archäologie des AMH und Mitglied der Arbeitsgruppe Luftfahrtarchäologie in Niedersachsen, verfügt Herr Uecker über eine gute Mischung aus akademischer und praktischer Erfahrung, um dem Vorstand beratend zur Seite zu stehen.
Unser Datenschutzbeauftragter ist seit Anfang 2019 Jonas Rosenfeldt, der studierte Informatiker ist gleichzeitig auch beruflich Datenschutzbeauftragter und damit personell ein echter Glücksgriff für unseren Verein. Vor seinem Studium leistet er seinen Zivildienst im Rettungsdienst als Rettungssanitäter ab, nach seiner Pflichtzeit arbeitete er weiter ehrenamtlich im Rettungsdienst.
Der erste Vorsitzende ist seit Dezember 2019 der Diplom-Ingenieur (FH) Friedhelm Raute. Im Landkreis Luckau war Raute bis zur Wende als Bodendenkmalpfleger tätig, 1983 kam es zur Gründung der „Arbeitsgruppe Bodendenkmalpflege“ im Landkreis Luckau, dessen Leitung Raute im Jahr 1987 übernahm. Für die Arbeitsgruppe Bodendenkmalpflege in Finsterwalde, die jährlich ein Wochenlager für junge Archäologen durchführte, war Raute als ehrenamtlicher Betreuer tätig. Raute sammelte Grabungserfahrung beim Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam sowie bei der Akademie der Wissenschaften der DDR. Auch heute in seinem Ruhestand ist der ehemalige Beamte des Eisenbahn-Bundesamt als passionierter Feldbegeher unterwegs.
Fehler: Kontaktformular wurde nicht gefunden.