Minden. Nach anfänglichen technischen Problemen begann im Vereinshaus der Alten Turnhalle in Minden-Dankersen der Vortrag zu den Ausgrabungen des Siedlungsplatzes Didinghausen in Päpinghausen mit einer Begrüßungsansprache der Ortsbürgermeisterin Frau Renate Schermer, die bemüht war, den ca. 50 anwesenden Zuhörern zu erläutern, warum der Vortrag in Dankersen und nicht in Päpinghausen stattfand.
Das seit 2008 unter Denkmalschutz stehende Bodendenkmal Nr.16 (der Denkmalliste der Stadt Minden) mit der Bezeichnung „Didinghausen“ befindet sich zwischen der Bundesstraße 482 und der auf niedersächsischer Seite liegenden Ortschaft Cammer. Besonders in den Jahren 2022 bis 2023 war eine Ausgrabung und Dokumentation dieses Siedlungplatzes notwendig geworden, um noch vor Baubeginn des dort geplanten Logistikzentrums des Regioports OWL die archäologischen Arbeiten abschließen zu können.
Die Einleitung in den Vortrag übernahm LWL-Archäologe Dr. Sven Spiong, der die einzelnen Referierenden namentlich kurz vorstellte. Der Vortrag war chronologisch nach den in Päpinghausen nachgewiesenen Epochen, also der Jungsteinzeit, der Bronze- und Eisenzeit, der Römischen Kaiserzeit und dem Mittelalter, gegliedert.
Den Part zu den jungsteinzeitlichen Funden übernahm Alexandra Philpippi. Genauer ging sie auf die Fragmente eines Trichterbechers ein, der in Päpinghausen geborgen werden konnte und die Anwesenheit jungsteinzeitlicher Siedler dort belegen. Auch aus den Jahren vor den archäologischen Ausgrabungen in den Jahren 2022 bis 2023 sind schon jungsteinzeitliche Funde aus dem Areal bekannt, die im Zuge unserer ehrenamtlichen Feldforschung geborgen werden konnten.
Auf den seit 1985 bekannten archäologischen Fundplatz „Hasenkamp“ in Dankersen ging die Referentin aufgrund der räumlichen Nähe zum Fundplatz in Päpinghausen und zum Veranstaltungsort ebenfalls ein und stellte hier unter anderem Funde (Dechseln, Feuersteinartefakte) aus unserer Vereinsarbeit, aber auch die Ergebnisse einer elektromagnetischen Untersuchung vor. Der Fundplatz Hasenkamp ist eine abgelegene Pioniersiedlung der frühbäuerlichen Kultur, der Linearbandkeramik.
Den bronze- und eisenzeitlichen Gräbern aus Päpinghausen widmete sich Sebastian Düvel, der wie Philippi zu den neuen Mitarbeitenden der LWL-Archäologie für Westfalen (LWL-AfW) in der für den Kreis Minden-Lübbecke als Bodendenkmalpflegeamt zuständigen Außenstelle Bielefeld gehört. Im Vermessungsplan der Ausgrabungen erläuterte Herr Düwel, dass in Päpinghausen – wie in Westfalen nicht unüblich – ein bronzezeitlicher Grabhügel, der als obertägiges Monument weithin sichtbar war, dazu führte, dass um ihn herum durch weitere Bestattungen in der Eisenzeit ein kleines Gräberfeld entstanden war. Zu den dokumentierten Bestattungsformen gehörten in Päpinghausen neben Brandschüttungsgräbern auch Urnengräber, die aufgrund ihres Erhaltungszustands im Block geborgen wurden und erst im Restaurierungslabor freigelegt wurden. Unter den Keramikgefäßen, die als Urnen genutzt wurden, befindet sich auch eine über 2.500 Jahre alte „Nienburger Terrine“, eine für unsere Region typische Gefäßform mit typischen Verzierungsmustern aus eingeritzten Strichgruppen und Dellen dazwischen.
Als besondere Auffälligkeit beschrieb Herr Düvel, dass etliche Bestattungen paarweise, aber nicht zeitgleich bestattet wurden. Was als deutlicher Hinweise verstanden werden kann, dass die Menschen in dieser Zeit über die Lage der einzelnen Gräber informiert beziehungsweise die genaue Lage der Gräber obertägig gekennzeichnet waren. Auch wenn dafür der archäologische Nachweis fehlt, ist davon auszugehen, dass die Bestatteten in einem direkten Verhältnis miteinander standen. Waren es Lebensgefährten oder Geschwister? Dies wird wohl vorerst rein spekulativ bleiben, da eine DNA Analyse nicht mehr möglich ist und ein anthropologisches Gutachten bisher noch nicht abgeschlossen ist.
Über drei Hausgrundrisse und weitere Befunde, die in die Römische Kaiserzeit zu datieren sind, berichtete der Grabungsleiter Andreas Thümmel. Er erläuterte anschaulich den Aufbau, die Nutzung und die Möglichkeiten des archäologischen Nachweises dieser Gebäude. Eines der Gebäude, welches er und sein Team freigelegt und dokumentiert haben, deutet er als Wohnstallhaus mit separierten Bereichen, in dem es möglicherweise Viehhaltung gab. Die dokumentierten massiven Hauspfosten sind möglicherweise Hinweis darauf, dass die Häuser über einen Dachboden verfügten, der beispielsweise zur Lagerung von Heu und Getreide geeignet war.
Als ein weiteres Indiz der Viehhaltung vor Ort deutet Herr Thümmel einen entdeckten Spinnwirtel. Bei diesem handelt es sich um ein rundes Gewicht aus Keramik mit zentrierter, häufig konischer Lochung – welches zum Spinnen von Wolle genutzt wurde. Ebenfalls als Beleg der handwerklichen Verarbeitung von Fasern zu Textilen vor Ort werden die entdeckten Webgewichte gedeutet. Als weiteres Handwerk konnte die Verhüttung von Raseneisenerz zu schmiedefähigem Eisen anhand der Überreste von Rennöfen nachgewiesen werden.
Über die mittelalterlichen Funde und Befunde (8. bis 12. Jhd. n. Chr.) klärte Dr. Eva Manz auf. Auch sie erläuterte die Bauweise und Nutzung der Gebäude, die in Päpinghausen entdeckt wurden. Auch im Mittelalter stellten die Bewohner des mittelalterlichen Didinghausen oder Didinghusen in kleineren Nebengebäuden – den sogenannten Grubenhäusern – Textilien her. Als Ausgangsmaterial diente hier wohl vor allem Leinenfaser, welche aus den Stängeln der Flachspflanze gewonnen wurde.
Mit Blick auf den Übersichtsplan der Grabung wies sie auf die hohe Anzahl von Wohngebäuden im Vergleich zu anderen Fundplätzen in unmittelbarer Umgebung hin. Frau Manz widmete sich auch den zahlreichen Nebengebäuden, in denen sich die Nutzung dieser als Werkstätten auch archäologisch nachweisen ließ, beispielsweise in Form von Standspuren eines Webstuhls.
Den entdeckten Brunnen wollte Frau Manz weniger Aufmerksamkeit schenken, was darin begründet liegen mag, dass sich laut der Referentin die Brunnen nur schlecht chronologisch einordnen lassen. So wäre über die Funde eine ungefähre Datierung der Wiederverfüllung der Brunnen möglich – also die späteste Nutzungsphase – allerdings wäre so keine akkurate Aussage über den Entstehungszeitraum möglich. Ohnehin hätte man die Brunnen nicht komplett ausgegraben, da dies technisch problematisch und aus denkmalpflegerischer Sicht nicht notwendig gewesen wäre. Die Brunnen würden, so bestätigte es auch Dr. Spiong auf Nachfrage, als Bodendenkmal im Boden erhalten bleiben, da in diesen Bereichen die baulichen Maßnahmen laut Planungen nicht in die Tiefe reichen würden. Somit wäre die komplette Ausgrabung der Brunnen nicht notwendig geworden.
Abschließend betonte Dr. Spiong noch einmal die Besonderheit dieses Siedlungsplatzes, da dieser aufgrund seiner sehr langen Hofplatzkontinuität in Ostwestfalen bislang einzigartig sei.
Text: Daniel Bake und Gudrun Görler für das GeFBdML-Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fotos, solange nicht anders gekennzeichnet: Daniel Bake/GeFBdML e.V.
Weitere kostenlos zugängliche Informationen zu dem Thema:
LWL-Archäologen setzen Untersuchungen in Minden-Päpinghausen fort – Mitteilung 25.07.07 (lwl.org)
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Der studierte Geologe steht dem Verein seit Mitte 2023 als wissenschaftlicher Beirat ehrenamtlich zur Verfügung. Alle Fragen rund um die Themen Geologie und Paläontologie fallen in seinen Tätigkeitsbereich. So steht dem Verein – mit seiner Ernennung – nicht nur ein ausgezeichneter Fachmann bei geologischen und paläontologischen Fragestellungen zur Seite, auch Bürger und Bürgerinnen können sich beispielsweise bei Fragen zu Fossilien oder Mineralien vertrauensvoll an Herrn Benn wenden. Diese Anfragen werden rein ehrenamtlich abgearbeitet.
Marc Redeker steht dem Verein seit Anfang 2023 als Fotograf und Kameramann zur Verfügung.
Technischer Leiter des Vereins ist seit Mitte 2022 Robert Ludwig aus Petershagen.
Seit 2021 ist er ehrenamtlich für die Technik der Dauerausstellung in Porta Westfalica-Barkhausen zum Fundplatz „Im Römerlager“ und zur Archäologie in Porta Westfalica allgemein verantwortlich und aktuell mit dem Aufbau der Ausstellung zur Sammlung des ehemaligen Bodendenkmalpflegers Friedrich Brinkmann´s und der Pflege und Neuanschaffung des Vereinsinventars betraut.
Im Dezember 2022 wählte die Mitgliederschaft des Vereins Herrn Wingender, während der Jahreshauptversammlung 2022 auf dem Lusebrink in Neuenknick, zum ersten Vorsitzenden des Vereins. Er folgte Herrn Friedhelm Raute in das Amt, der seinen Vorsitz aus persönlichen Gründen abgab.
Seit Juli 2021 koordiniert der 1955 geborene Ortsheimatpfleger von Döhren, ehrenamtlich die Tätigkeiten der „Arbeitsgruppe Sammlung F. Brinkmann“ im Archiv der Stadt Petershagen in Neuenknick. Als Mitglied gehört er der Gesellschaft zur Förderung der Bodendenkmalpflege im Kreis Minden-Lübbecke e.V. seit 2019 mit der Mitgliedsnummer 13 an.
Der studierte Diplom-Verwaltungsbetriebswirt aus Döhren war bis April 2019 bei der Deutschen Bundesbahn bzw. Deutsche Bahn AG beschäftigt, zuletzt als Personalleiter bei der DB Netz AG im Regionalbereich Nord. Persönliche Schwerpunkte neben der Kerntätigkeit: Nachwuchsmanagement, Changemanagement, Coaching, Kommunikation, Moderation, Diversity, Generationenmanagement und Konfliktmanagement.
Die Liste seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten ist lang vom Geschäftsführer des TuS Döhren 1964 e. V. (bis 1996), über die Organisation des Döhrener Entenrennens bis 2016, zum ehrenamtlichen Richter beim Arbeitsgericht Bremen (bis 2018).
Aktuell hat er das Amt des Ortsheimatpflegers in Petershagen-Döhren (seit 2016) inne. Er ist seit 2019 Mitarbeiter im Stadtarchiv der Stadt Petershagen und von 2020 an Schriftführer in der Seniorenvertretung der Stadt Petershagen.
Für seine Verdienste um die GeFBdML e.V. erhielt er 2021 die Verdienstmedaille des Vereins. Er ist 2022 mit der Ehrenamtskarte des Landes Nordrhein-Westfalen für seine ehrenamtliche Tätigkeit in der Bodendenkmalpflege ausgezeichnet worden.
Unsere gewählte Pressesprecherin ist seit Dezember 2022 die Erzieherin aus Heimsen, ist Frau Karin Höhle gefolgt, die das Amt aufgrund privater Umstände abgeben wollte.
Für ihre Verdienste um die GeFBdML e.V. und ihre Bemühungen zur Aufarbeitung der Sammlung Friedrich Brinkmann´s erhielt sie 2022 die Verdienstmedaille des Vereins.
Zweiter Vorsitzender und Geschäftsführer ist seit Dezember 2018 Daniel Bake. Bake ist seit 2012 freiwillig in der Archäologie im Mühlenkreis tätig. Im Kreis Minden-Lübbecke arbeitete er auf der Grabung 2018 in Petershagen-Wietersheim „Auf der Bult“ als Assistent der Grabungsleitung. Er war bis Ende 2020 hauptamtlich bei archäologischen Fachunternehmen in Westfalen, Niedersachsen und Bayern als Grabungstechniker, Grabungsassistent oder Grabungsfacharbeiter beschäftigt. 2021 führte er eigenverantwortlich, behördlich beauflagte (archäologische) Baubegleitungen durch.
Bis 2020 war er freiwilliger Mitarbeiter der LWL-Archäologie für Westfalen auf mehreren Bodendenkmälern im Kreis Minden-Lübbecke. Für seine herausragenden Verdienste um die GeFBdML e.V. erhielt er 2021 die Verdienstmedaille und Ehrenurkunde des Vereins. Er ist eines der Gründungsmitglieder des Vereins.
Seit 2021 ist er ehrenamtlicher Kurator der Dauerausstellung in Porta Westfalica-Barkhausen zum Fundplatz „Im Römerlager“ und zur Archäologie in Porta Westfalica allgemein.
Er ist 2022 mit der Ehrenamtskarte des Landes Nordrhein-Westfalen für seine ehrenamtliche Tätigkeit in der Bodendenkmalpflege ausgezeichnet worden.
Seit 2020 steht Ole Uecker dem Vorstand des Vereins als wissenschaftlicher Beirat zur Seite. Als Student der Ur- und Frühgeschichte an der Universität Hamburg, studentische Hilfskraft der Bodendenkmalpflege des Landkreises Harburg im Archäologischen Museum Hamburg (AMH), Mitglied der Arbeitsgruppe Praktische Archäologie des AMH und Mitglied der Arbeitsgruppe Luftfahrtarchäologie in Niedersachsen, verfügt Herr Uecker über eine gute Mischung aus akademischer und praktischer Erfahrung, um dem Vorstand beratend zur Seite zu stehen.
Unser Datenschutzbeauftragter ist seit Anfang 2019 Jonas Rosenfeldt, der studierte Informatiker ist gleichzeitig auch beruflich Datenschutzbeauftragter und damit personell ein echter Glücksgriff für unseren Verein. Vor seinem Studium leistet er seinen Zivildienst im Rettungsdienst als Rettungssanitäter ab, nach seiner Pflichtzeit arbeitete er weiter ehrenamtlich im Rettungsdienst.
Der erste Vorsitzende ist seit Dezember 2019 der Diplom-Ingenieur (FH) Friedhelm Raute. Im Landkreis Luckau war Raute bis zur Wende als Bodendenkmalpfleger tätig, 1983 kam es zur Gründung der „Arbeitsgruppe Bodendenkmalpflege“ im Landkreis Luckau, dessen Leitung Raute im Jahr 1987 übernahm. Für die Arbeitsgruppe Bodendenkmalpflege in Finsterwalde, die jährlich ein Wochenlager für junge Archäologen durchführte, war Raute als ehrenamtlicher Betreuer tätig. Raute sammelte Grabungserfahrung beim Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam sowie bei der Akademie der Wissenschaften der DDR. Auch heute in seinem Ruhestand ist der ehemalige Beamte des Eisenbahn-Bundesamt als passionierter Feldbegeher unterwegs.
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