Wir haben in diesem Jahr noch mehr erreicht als zuvor und konnten die Stellung als Verein für Bodendenkmalpflege und Archäologie im Mühlenkreis erneut weiter ausbauen und festigen. Mittlerweile sind wir der mitgliederstärkste Verein für Archäologie und Bodendenkmalpflege im Kreis Minden-Lübbecke. Darauf ist der gesamte Verein zurecht stolz und möchte sich bei jedem Einzelnen für den geleisteten Beitrag ganz herzlich bedanken!
Wir wollen die Gelegenheit nutzen, und einen kurzen Rückblick auf das Jahr ermöglichen.
Januar
Gleich zu Jahresbeginn gab es für den Vereinsvorstand die erste große Überraschung: Sophie, Anna und Phillip Berner aus Bergheim haben alle drei am Mal- und Fotowettbewerb “Dein Lieblingsplatz“ des Kinderschutzbund Minden teilgenommen und gewonnen. Anna hatte gleich doppelt Glück, denn sie belegte mit ihrem Gemälde, auf dem unteranderem das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica zu sehen war, nicht nur den ersten Preis, sondern ihr Vereinsvorschlag, der sich bei der Ausziehung mit in der Trommel befand, wurde auch noch gezogen.
Anna hatte unseren Verein als Empfänger der Volksbank-Spende in Höhe von 1.000,- Euro ausgewählt und so konnten unser erster Vorsitzender Friedhelm Raute und GeFBdML-Geschäftsführer Daniel Bake den obligatorischen Scheck in Minden entgegennehmen.
Ende Januar dann die nächste große Überraschung, nicht nur für Friedhelm Raute, der als Erster einen Blick in einen, in der Nacht vor dem Sitz unseres Vereins abgestellten, Karton werfen konnte.
Zum Inhalt hatte der Karton, neben einem Begleitschreiben, eine 1989 in Porta Westfalica-Costedt gestohlene Urne aus der römischen Kaiserzeit.
Unverzüglich meldete der Verein dies der Unteren Denkmalbehörde und dem Fachamt für Bodendenkmalpflege. Eine ebenfalls herausgegebene Pressemitteilung fand hohen Anklang.
Ob der Raubgräber mittlerweile so durch sein Gewissen gequält wurde, dass er die Urne „loswerden“ wollte oder was ihn sonst dazu bewogen hat, die Urne abzugeben, ist noch immer unklar.
Februar
Anfang des Monats herrschte Schneechaos in weiten Teilen des Landes, auch den Mühlenkreis hatte es hart erwischt und so war der Monat ungeeignet für die aktive Feldarbeit in der Bodendenkmalpflege.
Aber da war doch noch was…
Schon im November 2020 während einer Begehung in Döhren, entdeckte Bernd Wingender einen kleinen Faustkeil aus der mittleren Altsteinzeit, der schließlich im Februar durch den Verein publiziert wurde.
Die ausgeprägte Patinierung der Oberfläche, die Sprünge aufgrund von Frosteinwirkung, die Form und die Bearbeitungsspuren – alles deutet auf eine Datierung in die mittlere Altsteinzeit hin, die wir fachsprachlich als Mittelpaläolithikum bezeichnen.
Das Mittelpaläolithikum ist der mittlere Abschnitt der Altsteinzeit in Europa, der vor ca. 300.000–200.000 Jahren beginnt und vor etwa 40.000 Jahren mit dem Beginn des Jungpaläolithikums (Aurignacien) endet. Ob das beidseitig bearbeitete Steingerät einem Neandertaler als Universalwerkzeug gedient hat und vor mehr als 115.000 Jahren verloren ging oder aufgrund einer Beschädigung verworfen wurde, wird wohl nie geklärt werden können. Dennoch handelt es sich um ein interessantes Belegstück unserer regionalen Urgeschichte.
März
„Warum interessieren sich eigentlich in Relation zum Anteil der Männer so wenige Frauen für die Archäologie?“ fragte GeFBdML-Mitglied Barbara Sparenborg in einem Kommentar zum Weltfrauentag 2021.
Barbara Sparenborg fühlt sich gut aufgehoben im unserem Verein, allerdings gehört sie dort einer Minderheit an: den Frauen. Seinerzeit hatte der Verein einen Frauenanteil von rund 30%.
Sie äußert ihr Unverständnis dafür, dass nicht mehr Frauen eine Mitgliedschaft in unserem Verein anstreben und schreibt: „Im Verein arbeiten wir auf Augenhöhe zusammen und jede*r ist willkommen. Wer ein besonderes Talent, berufliche Kenntnisse hat oder einfach interessiert ist, wird mit größter Wertschätzung behandelt und kann ihre oder seine Fähigkeiten und Ideen einbringen. Von daher: Geschichte ist nicht nur „history“. Durch forschende und sich engagierende Frauen decken wir auch den oft vergessenen Teil der „herstory“ auf!“
Sparenborgs Aufruf scheint wirksam gewesen zu sein, denn seit der Publikation ihres Kommentars Anfang März bis Ende des Jahres betrug der Anteil an Frauen, die eine Aufnahme in die GeFBdML beantragten, 62,5% aller Anträge. Damit stieg auch der Gesamtanteil der Frauen in unseren Verein auf 37,5%.
Sparenborgs Ehemann, Jonas Rosenfeldt, fand Ende März während einer genehmigten Feldbegehung auf einem abgeernteten Feld den Zünder einer Granate aus dem Zweiten Weltkrieg. Er handelte umsichtig und informierte die Geschäftsstelle der GeFBdML e.V., die wiederum die Kreisleitstelle des Landkreises Minden-Lübbecke alarmierte. Polizei und Ordnungsamt rückten zur Besichtigung und Gefahrenabwehr an den Fundort aus und beauftragten den Kampfmittelbeseitigungsdienst Westfalen-Lippe (KMBD-WL) mit der Räumung des Zünders. Der Zünder, der nach Meinung der Experten zu einer 88mm Flakgranate gehörte, konnte erfolgreich geborgen werden.
April
Im April fand die meiste Arbeit des Vereins eher im Verborgenen statt. Einige Male veröffentlichte der Verein Meldungen zu weiteren Feldbegehungen der Mitglieder, die das Frühlingserwachen auf die Äcker im Mühlenkreis trieb.
Eine neue Arbeitsgruppe der GeFBdML wurde geboren: die Arbeitsgruppe Film & Medien, die sich mit entsprechendem Equipment der Aufgabe stellt, den vereinseigenen YouTube-Kanal bei Bedarf mit Content zu füllen. Neben dem Intro, welches in der Zukunft alle kommenden Videos/Filme des Vereins einleiten wird, konnte im März ein erstes Video zu Keramikrestaurierung veröffentlicht werden.
„Was haben uns die Römer jemals gebracht?!“ fragte der Verein Mitte März auf seiner Facebook-Seite und lieferte gleich die Antwort mit: den Spargel! 1994 entdeckte man in Trier ein römisches Preisschild aus Blei, auf dem der Preis für Spargel ausgezeichnet war. Datiert wird es in das zweite Jahrhundert nach Christus. Mit dem Ende der römischen Okkupation verschwand auch der Spargel, ehe er im 16. Jahrhundert wieder als Delikatesse der aristokratischen Klasse angepflanzt wurde.
Ende April sorgte ein Zwischenfall für großen Ärger bei GeFBdML-Mitglied Daniel Quambusch. Während einer Begehung in Heimsen, wurde ihm eine Kiste gestohlen, die er an den Feldrand gestellt hatte. Aus Respekt vor der Landschaft hatte er sein Auto außerhalb des Gebiets geparkt und in der Kiste persönliche Gegenstände transportiert und zwischengelagert.
Trotz einer ausgelobten Belohnung von 100,- Euro und Aufrufen im Mindener Tageblatt und dem Petershäger Anzeiger tauchte die Kiste bis heute nicht auf.
Mai
Im Wonnemonat widmete sich die Film & Medien Arbeitsgruppe des Vereins der Verfilmung der Geschichte des Urnenraubs von Costedt. Weil der Fall so einzigartig und kurios erscheint, hatte der Verein beschlossen, die gesamte Geschichte der geraubten Urne von ihrer Beisetzung bis zur Wiederentdeckung im Januar 2021 in Form eines Films aufzuarbeiten.
Der Film erzählt die kuriose, aber wahre Geschichte der Raubgrabung, die im Jahre 1989 in der westfälischen Gemeinde Costedt bei Porta Westfalica passierte und in der Welt der Archäologie für Aufsehen sorgte. Nicht nur die zeitgeschichtlichen Abläufe der Raubgrabung, sondern auch die Beweggründe für eine solche Handlung werden ermittelt und beleuchtet. Die bewegte Geschichte der etwa 2.000 Jahre alten Urne wird anschaulich gemacht und es wird aufgezeigt, wie die Menschen in der jüngeren Römischen Kaiserzeit beigesetzt wurden. Diese Szenen wurden auf einem Grundstück des GeFBdML-Mitglieds Karl-Christian Ebenau in Petershagen-Friedewalde gedreht und durch den Journalisten Jürgen Krüger begleitet. Seine Veröffentlichung führte dazu, dass die Dreharbeiten auch Thema im Mindener Tageblatt wurden.
Die Kosten der Verfilmung, die bei über 1.000 Euro lagen, konnten dank der Spenden der Firma Fahrzeugbau Wiese aus Petershagen, eines Mitglieds des Vorstands und der Sparkasse Bad Oeynhausen-Porta Westfalica, gedeckt werden.
Juni
Im Juni startete landesweit eine Online-Petition gegen die Novelle des Denkmalschutzgesetzes in NRW, an der sich der Verein als anerkannte Institution für die Bodendenkmalpflege beteiligte. Das Ziel der Initiatoren war klar definiert: „Wir wollen verhindern, dass das Gesetz in dieser Form dem Landtag vorgelegt wird, denn es weist erhebliche Mängel auf. Mit dieser Petition möchten wir erreichen, dass der Entwurf des neuen „Denkmal-NICHT-Schutzgesetzes“ überarbeitet und die Expertise der Fachleute hierbei eingebunden und gehört wird“, hieß es in der Petition.
In Zusammenarbeit mit der Stadt Petershagen begann der Verein Mitte Juni, die Funde des verstorbenen Bodendenkmalpflegers und Archäologen Friedrich Brinkmann sen. im Stadtarchiv aufzuarbeiten. Ein erster wichtiger Schritt war es, die metallischen Funde der Sammlung zu entnehmen und sie der Konservierung zuzuführen. Arbeitseinsätze mit mehreren Personen waren vorerst aufgrund der anhaltenden Pandemie nicht möglich.
Juli
Der Juli stand ganz im Zeichen des Forschungsprojekts zur urgeschichtlichen Besiedlung der heutigen Ortschaft Porta Westfalica-Costedt.
Es kam zur Premiere des Trailers zum Film „Der Urnenraub von Costedt“ auf YouTube, Altfunde aus Costedt wurden der Bürgerschaft vorgestellt und die Reproduktion einiger besonderer Funde wurde öffentlich gemacht. Da dem Verein nur wenige alte Fundbelege aus Costedt zur Verfügung stehen, hatten wir uns entschlossen, diese kurzum reproduzieren zu lassen um sie somit -wenngleich nicht als Original- der Bürgerschaft präsentieren zu können.
Mitte des Monats nahm die „Arbeitsgruppe Sammlung F. Brinkmann“ im Archiv der Stadt Petershagen ihre Arbeit auf. Es folgte die Ankündigung, dass beim nächsten Termin der Arbeitsgruppe vorgesehen war, Repräsentanten der Stadt Petershagen, der Presse, den im Stadtarchiv tätigen ehrenamtlichen Archivar*innen und eventuell weiteren interessierten Personen einen „Blick in die Restaurationswerkstatt“ zu ermöglichen.
Ende des Monats war es dem Verein dann endlich wieder möglich, eine Exkursion zu unternehmen.
Barbara Sparenborg schrieb dazu:
„Die Mitglieder erkundeten die Kreuzkirche auf dem Wittekindsberg nahe der Porta Westfalica und hatten sogar das Vergnügen, einen äußerst interessanten Vortrag, vorgetragen von Jutta Eick, zu eben diesem alten Gemäuer anhören zu dürfen. In unmittelbarer Nähe zur Kreuzkirche befinden sich u.a. die Wittekindsquelle und die Margarethenklus, eine alte Kapelle, die wir betreten durften und die eine fantastische Akustik bietet.
Zum geselligen Beisammensein kehrten wir nach einem Spaziergang in den „Wilden Schmied“ ein, ein traumhaft gelegenes Ausflugslokal mitten im Wald (hier sollte man allerdings das Bargeld nicht vergessen, Kartenzahlungen sind nicht möglich!) und tafelten aus einer soliden Auswahl an gutbürgerlichen Köstlichkeiten.“
August
Anfang August konnte unser Info-Flyer fertiggestellt und der Druck beauftragt werden. Diese kleine Handreichung soll bei kommenden Ortsterminen dazu dienen, unseren Verein und unsere Arbeit vorzustellen. Auch wenn sich nahezu jeder digital über uns informieren kann, ist es doch notwendig Interessierten auch etwas in Papierform reichen zu können.
Unter der Überschrift „Von Bronzeeimern und Bärenkrallen – eine eisenzeitliche Bestattung aus dem Kreis Minden-Lübbecke“ hat Ida Paul, Praktikantin im LWL-Museum für Archäologie, Westfälisches Landesmuseum Herne, einen Blogeintrag zu der “Dame von Döhren” verfasst, der im August publiziert wurde.
Die, im Spätherbst 1978 durch einen zehnjährigen Jungen entdeckte, Situla war schon in den Jahren nach ihrer Entdeckung immer wieder Thema in wissenschaftlichen Publikationen. Als wäre das ca. 2.400 Jahre alte Bronzegefäß aus einer Sandgrube bei Petershagen-Döhren nicht schon interessant genug, verbargen sich in ihm auch noch der Leichenbrand eines vermutlich weiblichen Individuums und vier Bärenkrallen…
Der „Arbeitsgruppe Sammlung F. Brinkmann“ im Stadtarchiv, die GeFBdML-Mitglied und Beirat Bernd Wingender aus Döhren koordiniert, stattete Dirk Breves Ende August einen Besuch ab, um sich über den Verlauf der Arbeiten zu informieren. Der 1. Vorsitzende des Vereins, Friedhelm Raute begrüßte das persönliche Interesse des Bürgermeisters der Stadt Petershagen an der Arbeit des Vereins.
In Porta Westfalica am Standort des Römerlagers Barkhausen fand Ende des Monats die Premiere des Films „Der Urnenraub von Costedt“ statt. Zu den geladenen Gästen gehörten nicht nur die Beteiligten und Sponsoren des Projekts, sondern auch der Ortheimatpfleger von Barkhausen Herr Rainer Müller und die Bürgermeisterin der Stadt Porta Westfalica Frau Dr. Sonja Gerlach. Zwei Tage nach der Uraufführung in Porta Westfalica, wurde der Film online gestellt. Er ist somit kostenlos für alle Interessierten online verfügbar. Nicht nur der Leiter der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen, Dr. Sven Spiong gratulierte dem Verein zum Abschluss dieses erfolgreichen und interessanten Projekts.
September
Während einer Untersuchung eines Ackers westlich von Windheim mittels einer Metallsonde Anfang September, hatte Jonas Rosenfeldt, eine 90 Millimeter-Granate aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Der Verein veranlasste darauf die notwendigen Schritte zur Information der zuständigen Behörden. Die Granate wurde vom Kampfmittelräumdienst gesprengt und eine weitere Prospektion der Flächen im Laufe des Jahres angekündigt. Weitere Prospektionen fanden wie angekündigt statt und führten zu Entdeckung und Sprengung einer weiteren Granate.
Der Verein widmete der Geschichte rund um den Beschuss der Ortschaft Windheim einen eigenen Artikel, der ebenfalls im Petershäger Anzeiger erschien.
Mitte September fand der Tag des offenen Denkmals 2021 statt. In diesem Jahr beging unser Verein den Tag des offenen Denkmals in Kooperation mit der Mühlengruppe der Wassermühle Döhren in Petershagen-Döhren. Initiiert hatten diese Kooperation GeFBdML-Mitglied und Döhrens Ortsheimatpfleger Bernd Wingender und GeFBdML-Geschäftsführer Daniel Bake. Mühlenbesitzer Burkhard Ehlerding aus Döhren war von vornherein sehr angetan von der Idee, die neuere und ältere Geschichte zu verbinden und unternahm alles um unseren Verein bestmöglich bei der Planung, dem Aufbau und der Durchführung zu unterstützen.
An einem ansprechend aufgebauten Informationsstand, der vor allem von Bernd Wingender, der GeFBdML-Pressesprecherin Karin Höhle und den beiden GeFBdML-Vorsitzenden Friedhelm Raute und Daniel Bake betreut wurde, nahm der Verein die Besucher*innen auf eine chronologisch geführte Reise von der Steinzeit bis in die Bronzezeit mit. Mit detailgetreu nachgebildeten Werkzeugen konnten die Epochen aktiv nacherlebt werden. Mit Feuersteinklingen konnten Möhren zerlegt und mit einer jungsteinzeitlichen Schiebmühle Einkorn gemahlen werden. Die Besucher*innen konnten sich so unteranderem selbst von der Schärfe des bearbeiteten Feuerstein überzeugen. Ein besonderes Artefakt dieser Ausstellung war der ca. 120.000 Jahre alte Faustkeil, der im November letzten Jahres von einem Vereinsmitglied in Petershagen-Döhren gefunden wurde.
Sehr großes Interesse fanden auch die ausgestellten Artefakte aus Petershagen-Döhren. Hier konnten die Besucher*innen mehrere Urnen, Keramikscherben, Repliken von Speerspitzen und Dolchen aus Bronze (die Originale befinden sich im LWL-Museum für Archäologie – Westfälischen Landesmuseum in Herne) bewundern.
Die „jungen Archäologen & Archäologinnen“ konnte in einer, von Jessica Wehmeyer betreuten, nachgestellten Ausgrabung, aktiv nach Artefakten graben, diese dokumentieren und das Grabungsgefühl hautnah erfahren. Jede*r junge Ausgräber*in konnte sich in Form von bereitgestellten Fossilien und Schokomünzen eine kleine Erinnerung an den Tag mit nach Hause nehmen. Sehr schön war, dass hier nicht nur die Kinder ihren Spaß hatten, sondern auch die Eltern teilweise tatkräftig mitbuddelten oder den Grabungsergebnissen gespannt entgegenfieberten.
Die GeFBdML-Mitglieder und lizensierten Sondengänger Willi Köster und Frank Schwarze boten Demonstrations-Sondengänge an. Die Besucher*innen zeigten sich fasziniert von der Technik sowie dem Wissen und Können der Sondengänger, die vor jeder Demonstration auch auf die Rechtslage und die Gefahr durch evtl. noch im Boden lagernde Kampfmittel hingewiesen haben.
Auch die Drohne der Luftbild-Arbeitsgruppe des Vereins, die für die Luftbildarchäologie genutzt wird, versetzte die Interessierten in wahre Begeisterung. Der lizensierte Drohnenpilot Bake ließ die Drohne zu Demonstrationszwecken in regelmäßigen Abständen und mit genügend Abstand zum Publikum starten. Am Beispiel der im Luftbild erkennbaren Bewuchsmerkmale des Bodendenkmals Ützenburg in Döhren konnte die Bedeutung dieses Themas eindrucksvoll erklärt werden.
Auf einer Wiese oberhalb der Wassermühle hatten die Vereinsmitglieder um Ilona Wiese und Thomas Ahrens einen Lagerplatz, der dem eines Lagerplatzes aus dem 2.-3. Jahrhunderts nach Christus nachempfunden war, errichtet. In detailgetreu nachgefertigten Zelten wurde getöpfert, geschnitzt, Fische geräuchert, selbstgebackenes Brot und weitere Speisen angeboten. Aktiv konnten die Gäste ihre Treffsicherheit beim Bogenschießen unter Beweis stellen, welches Dietmar Ostermann betreute. Den Besucher*innen war es so möglich, die Römische Kaiserzeit mit allen Sinne zu erkunden – zu schmecken, zu riechen, zu sehen , zu hören und zu fühlen. Die Arbeit der Arbeitsgruppe Lebendige Geschichte, die sich selbst „Wirserluir“ (Leute von der Weser) bezeichnet, kann als das Highlight des diesjährigen Tag des offenen Denkmals in Döhren bezeichnet werden.
Die Veranstaltung, bei der die Mühlengruppe auch Kaffee und Kuchen angeboten hat, wurde von zahlreichen Menschen besucht. Insgesamt waren es sicher weit über 1000 Besucher*innen. Zu ihnen zählten auch die Landtagsabgeordneten des Landes Nordrhein-Westfalen Bianca Winkelmann und Ernst-Wilhelm Rahe, die sich die Ausstellung unseres Vereins sehr genau angesehen und lange und intensiv mit den anwesenden Vereinsmitgliedern unterhalten haben. Gleiches gilt für den Bürgermeister der Stadt Petershagen, Dirk Breves, der die Vereinsarbeit seit längerem kennt und offensichtlich auch sehr schätzt.
Im Fazit lässt sich festhalten, dass der Verein die Gelegenheit genutzt hat, um sich und seine Arbeit einer großen Zahl von Menschen zu präsentieren. Anhand der Gespräche wurde noch einmal sehr deutlich, wie groß das Interesse der Bevölkerung an der Geschichte und Archäologie ist. Als sehr angenehm wurde auch vielfach angemerkt, dass hier nicht nur Exponate ausgestellt wurden, sondern auch die Zusammenhänge und die Geschichte dazu erläutert und die Besucher*innen aktiv in die Geschichte eingebunden wurden. Eine Handvoll Besucher kündigte überdies an, unserem Verein als Mitglied beizutreten und so unsere Arbeit weiter zu unterstützen – sie sind herzlich willkommen. In einer bereitgestellten Amphore kam ein dreistelliger Betrag durch freiwillige Spenden der Besucher*innen zusammen, mit dem der Aufwand für den aktionsreichen Tag des Vereins gut gedeckt werden konnte. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen Spendern und Spenderinnen, sowie allen interessierten Gästen für den Besuch.
Oktober
Den Oktober nutzte der Verein, um die Fundstelle auf dem Lusebrink zu begehen. Seit 1912 ist der Lusebrink, der mit 79,2 m die höchste Erhebung im Stadtgebiet von Petershagen ist und vor ca. 250.000 Jahren durch die Gletscher der „Saale-Kaltzeit“ geformt wurde, als archäologische Fundstelle bekannt. Auf dem Lusebrink haben -nach der bisherigen Fundlage- im Spätpaläolithikum, also der ausgehenden Altsteinzeit, vor ca. 12.000 Jahren Rentierjäger ihre Sommerlager bestehend aus Rundzelten in einer damals mit Baumgruppen durchsetztem endeiszeitlichen Tundra aufgeschlagen. Dabei haben die Menschen der Ahrensburger Kultur in Neuenknick diagnostische Funde hinterlassen, die es ermöglichen die Fundstelle, die auch nach der Nutzung durch die Menschen der Ahrensburger Kultur weiter genutzt wurde, wir sprechen in diesem Fall von einer mehrperiodischen Nutzung, zu datieren und wissenschaftlich anzusprechen.
So konnten bis Ende des Monats alle Flächen begangen und schätzungsweise 300 neue Artefakte geborgen werden. Darunter befinden sich auch die -für die Ahrensburger Kultur typischen- Stielspitzen.
Seit Beginn der Maßnahmen rund um die Sammlung des ehemaligen Bodendenkmalpflegers Friedrich Brinkmann sen. aus Lahde, war es den Verantwortlichen des Vereins klar, dass die Kosten für die Rettung dieser einzigartigen Sammlung mit lokalem Bezug, nicht allein durch den Verein getragen werden können. Mit der Bitte nach finanzieller Unterstützung der „Arbeitsgruppe Sammlung Friedrich Brinkmann“ hat sich deshalb unser 1. Vorsitzender Friedhelm Raute an den Vorstand der Sparkasse Minden-Lübbecke gewandt. Eine Antwort auf die Unterstützungsanfrage erhielten wir prompt durch die beiden Vorsitzenden der Sparkasse Herrn Kirschbaum und Herrn Böttcher. Mit insgesamt 2.000 Euro unterstützt die Sparkasse Minden-Lübbecke nun die Restaurierungsarbeiten im Archiv der Stadt Petershagen.
Zur obligatorischen Scheckübergabe kam Herr Steinmeyer als Vertreter der Sparkasse Ende Oktober ins Stadtarchiv Petershagen, auch um sich über den Stand der Restaurierung und die Arbeitsgruppe allgemein zu informieren. Der Koordinator der Arbeitsgruppe Bernd Wingender nahm den Scheck der Sparkasse entgegen und zusammen mit den weiteren Beteiligten erläuterte er Herrn Steinmeyer die Vorgehensweise der Mitarbeitenden sowie die Planungen bezüglich der Ausstellung der Sammlung. Herr Steinmeyer zeigte sich sehr interessiert an der Arbeit des Vereins und war erstaunt über die Leidenschaft und Professionalität der ehrenamtlich Mitarbeitenden. Wie Herr Steinmeyer den Anwesenden mitteilte, habe er sich umfassend davon überzeugen können, dass die Spende in gute Hände gelangt ist und bestmögliche Verwendung findet.
November
Im November sorgte das Forschungsprojekt des Vereins in Costedt, welches zur Entdeckung einer römischen Goldmünze aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts führte, für einiges an Aufsehen. Eine spätantike römische Goldmünze findet sich ja auch nicht alle Tage!
Die Münze wiegt 4,41 Gramm und hat einen Durchmesser von 22 Millimetern. Sie erscheint, trotz der langen Lagerung im Ackerboden, prägefrisch und ist in einem besonders guten Zustand. Geprägt wurde die Münze unter dem oströmischen Kaiser Constantius II. (337-361 n. Chr.) in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts (zwischen 355 bis 361 n. Chr.) in Aquileia. Die Stadt Aquileia liegt etwa zehn Kilometer von der Lagune von Grado am Golf von Triest entfernt.
Auf der Vorderseite der Münze, einem sogenannten Solidus, ist das Porträt Constantius II. abgebildet, zusammen mit der Umschrift FL IVL CONSTAN – TIVS PERP AVG, also: Flavius Iulius Constantius Perpetuus Augustus, seinem vollständigen römischen Namen als Augustus. Das Bildnis auf der Münze zeigt Constantius mit einem Perlendiadem, einem Paludamentum (römischer Feldherren- und Soldatenmantel) über dem Brustpanzer, einer Scheibenfibel an der rechten Seite der Schulter und dem Blick nach rechts. Constantius II. war ein Sohn Konstantins des Großen und nach dessen Tod ab 337 Kaiser im Osten des Römischen Reiches. Seit 353 war er nach dem Tod seiner Brüder und der gewaltsamen Beseitigung eines Usurpators (eine Person, die widerrechtlich die Gewalt im Staat an sich reißt), der einzige Augustus im gesamten Römischen Reich bis zu seinem Tode im Jahre 361.
Danach blieb es im November ruhig, auch weil der Vorstand mit der Planung der Jahreshauptversammlung 2021 beschäftigt war.
Dezember
Am 1. Dezember wurde die von uns unterstütze Petition gegen die Novellierung des Denkmalschutzgesetzes für NRW vor dem Düsseldorfer Landtag an den Vorsitzenden des Ausschusses für Heimat, Kommunales, Bauen und Wohnen, in dem die Gesetzes-Neufassung nach Einbringung in den Landtag beraten wird, übergeben. Von Juni bis Dezember 2021 haben immerhin 24.403 Menschen die Petition gegen die geplante Neufassung des Denkmalschutzgesetzes NRW unterzeichnet!
Zur ordentlichen Mitgliederversammlung am 11. Dezember 2021 hatte der Vorstand des Vereins eingeladen. Nachgeholt wurde auch die, pandemiebedingt nicht realisierte, Jahreshauptversammlung 2020. Als Ort der Versammlung hat der Verein das Schützenhaus auf dem Lusebrink ausgewählt und Unterstützung durch den Betreiber des Schützenhauses dem Schützenverein Einigkeit Neuenknick von 1950 e.V. erhalten.
Gegen 16 Uhr eröffnete der 1. Vorsitzende Friedhelm Raute die 4. Mitgliederversammlung der GeFBdML e.V. mit der Begrüßung der rund 20 Mitglieder des mittlerweile 33 Mitglieder starken Vereins.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Friedhelm Raute folgte das gemeinschaftliche Speisen der Vereinsmitglieder. Dazu war ein Menü durch „Lidas Catering, Bistro & Cafe“ aus Petershagen zusammen- und bereitgestellt worden. Es gab eine Hochzeitssuppe als Vorspeise, Geschnetzeltes „Züricher Art“ mit Champignons in Rahmsause mit Spätzle als Hauptgang und zum Dessert eine Quark-Mascarponecreme mit gefrosteten Himbeeren.
Gut gestärkt stellte Friedhelm Raute den Geschäftsbericht der Jahre 2020/2021 der anwesenden Mitgliederschaft vor. Danach übernahm Daniel Bake das Wort und ging in einem Vortrag auf die Vereinsveranstaltungen in den Jahren 2020 und 2021 ein. Des Weiteren ging er in einem Rückblick auf die Öffentlichkeitsarbeit des Verein in den beiden Jahren ein.
GeFBdML-Pressesprecherin Karin Höhle blickte auf die Mitgliederentwicklung des Vereins in den Jahren seit der Gründung zurück, bevor sie zusammen mit Friedhelm Raute und Daniel Bake den Kassenbericht für 2020 und 2021 vorstellte. Im Hinblick auf die Entwicklung der Mitgliederzahl lässt sich feststellen, dass wir trotz der Covid-19 Pandemie unseren Mitgliederstamm vergrößern konnten. Besonders erfreulich ist hier, dass wir vermehrt junge Menschen als Mitglieder gewinnen können.
Nach der vereinsrechtlich vorgeschriebenen Entlastung des gesamten Vorstandes eröffnete Wahlleiter Jonas Rosenfeldt die Neuwahl des Vereinsvorstands. Es erfolgte die einstimmige Wiederwahl des alten Vorstands. Demnach bleibt Friedhelm Raute aus Friedewalde der Vorsitzende des Vereins, Daniel Bake sein Stellvertreter und Karin Höhle nach wie vor Pressesprecherin, wobei zu gegebener Zeit das Amt der/des Pressesprechers/Pressesprecherin an ein anderes Mitglied des Vereins übergeben werden soll.
Die Abstimmungen während der Mitgliederversammlung erfolgten -wie zuvor abgestimmt- nicht geheim und mittels Stimmkarten.
In der Abstimmung über die Satzungsänderungen wurde unter anderem beschlossen, dass der Kinderschutzbund Minden e.V. im Falle der Auflösung der GeFBdML e.V. das Restvermögen des Vereins erben soll. Bisher waren hier die GeFAO e.V. und der mittlerweile aufgelöste Förderverein Römerlager Barkhausen e.V. vorgesehen. Die Änderung wurde einstimmig durch die versammelten Mitglieder beschlossen.
Danach folgten vier Ehrungen von Vereinsmitgliedern, die sich besonders verdient um den Verein gemacht haben. In seiner Laudatio für GeFBdML-Gründungsmitglied Willi Köster sagte Bernd Wingender „Willi, du bist unter den vielen guten Seelen, die unseren Verein ausmachen, noch einmal ein ganz eigener Charakter: Du bist immer gut gelaunt, jederzeit hilfsbereit, kein Weg ist dir zu weit. Du packst ohne Murren mit an und auf dich ist stets Verlass.“
Als sichtbares Zeichen der Anerkennung erhielt Willi Köster die Medaille für besondere Verdienste der Gesellschaft zur Förderung der Bodendenkmalpflege im Kreis Minden-Lübbecke e. V. und die dazugehörige Urkunde.
Dass Bernd Wingender selbst eine Anerkennung für seine Arbeit als Koordinator der Arbeitsgruppe im Stadtarchiv und als Ideengeber zum Tag des offenen Denkmals 2021 in Döhren erhalten würde, ahnte er zu der Zeit noch nicht. Die Laudatio dazu hielt Daniel Bake, der Bernd Wingender als ein wünschenswertes Paradebeispiel für Engagement in einem Verein bezeichnete.
Friedhelm Raute hielt die Laudatio für die Pressesprecherin und Schriftführerin Karin Höhle und GeFBdML-Geschäftsführer Daniel Bake, die ebenfalls für ihre besonderen Verdienste um den Verein geehrt wurden. Beide zählen zu den Gründungsmitgliedern und Aktivposten der GeFBdML. Ohne ihre Arbeit wäre der Verein nicht das, was er heute ist.
Nach den Laudationes folgte ein weiterer Rückblick auf die Vereinsarbeit in den Jahren 2020 und 2021. Daniel Bake hielt einen Vortrag, der durch eine PowerPoint Präsentation bebildert wurde, zu den zehn wichtigsten Tätigkeiten des Vereins in den Jahren 2020 und 2021.
Danach folgten Kurzberichte zu dem Forschungsprojekt in Porta Westfalica-Costedt (Daniel Bake) und der Arbeitsgruppe im Archiv der Stadt Petershagen in Neuenknick (Bernd Wingender). Der Arbeitsgruppenkoordinator bedankte sich bei den Mitarbeitenden im Stadtarchiv und überreichte den Anwesenden zum Dank Pralinen.
Zum Schluss ergab sich eine Diskussionsrunde, die sich inhaltlich mit dem kommenden Geschäftsjahr und den planbaren Aktivitäten auseinandersetzte, bevor die Versammlung offiziell als beendet erklärt wurde. Die Mitglieder ließen den Abend mit kühlen Getränken und netten (Fach)Gesprächen ausklingen.
Zum letzten Arbeitseinsatz des Jahres trafen sich die Mitglieder Mitte Dezember auf dem Lusebrink in Neuenknick. Nach Rücksprache mit dem Fachamt für Bodendenkmalpflege und den Grundstückseigentümer (Mühlenverein /Mühlenbauhof), führt die GeFBdML eine Siebsondage durch.
Dem Aufruf des Vereinsvorstands zur Feldforschungsmaßnahme waren insgesamt 9 Mitglieder gefolgt, die sich wetterfest gekleidet, gut gelaunt, bewaffnet mit Schaufel und Sieben ans Werk machten. Um die Forschenden bei Laune zu halten, hatte der Verein sich um warmen Kaffee und alkoholfreien Apfelpunsch gekümmert, der an einem bereitgestellten Anhänger ausgeschenkt wurde. Während einer kleinen Pausenphase konnte überdies noch selbstgemachter Kuchen zur Stärkung gereicht werden.
Nach rund vier Stunden Feldarbeit und schätzungsweise 3m³ mittels Siebsondage untersuchtem Boden beendeten die Forschenden die Maßnahme, die zur Entdeckung und Bergung von über 21 Artefakten geführt hat. Darunter befinden sich neben 3 Klingen aus Silex (Feuerstein) und Keramikscherben urgeschichtlicher Machart, die schwer genau zu datieren sind, da sie aufgrund der Umstände ohne Kontext geborgen werden konnten und keinerlei Verzierung oder sonstigen Merkmale zur genaueren Ansprache aufweisen. Das Grabungsteam konnte neben den Funden mit historischer Bedeutung, auch zwei Glasflaschen aus dem Aushub bergen. Zumindest eine der Flaschen entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein Sammlerstück. Es handelt es dabei um eine zwischen 1961-1974 hergestellte Flasche eines international bekannten koffeinhaltigen Erfrischungsgetränks.
Alle Funde -von wissenschaftlicher Relevanz- werden im Zuge der nächsten turnusmäßigen Fundvorlage dem zuständigen Fachamt für Bodendenkmalpflege (LWL-Archäologie für Westfalen) vorlegt. Weitere Siebsondagen sollen im Frühjahr folgen.
Im Dezember startete auch, nach anfänglichen Lieferschwierigkeiten, der Verkauf und Versand des archäologischen Kalenders für das Jahr 2022 mit Fotos und Texten, die Einblick in Vereinsarbeit der GeFBdML geben sollen.
Das war das Jahr 2021. Wir sehen uns hoffentlich gesund und munter 2022 wieder, ob während einer Feldbegehung, einer Veranstaltung oder in der Restaurierungswerkstatt in Neuenknick.
Wir wünschen Ihnen einen guten Rutsch und ein frohes Neues Jahr!
gez. der gesamte Vorstand der GeFBdML e.V. und die Beisitzer*innen
Autor dieser Zusammenfassung:
Daniel Bake
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